Einzigartige Kooperation
Donauwörth (von Helmut Bissinger): Das seit Jahren in der Sonnenstraße in Donauwörth - einst von einem Gesundheitszentrum genutzte Haus - bekommt eine neue Funktion. Eine durchaus soziale: Dort wird bald eine schulvorbereitende Einrichtung und eine Frühförderung ihren Platz finden. "Das ist ein optimaler Standort", erklärte dazu jetzt Günter Schwendner und Heiner Kopriwa im Beisein von Oberbürgermeister Armin Neudert. Schwendner, Geschäftsführer der Lebenshilfe Donau-Ries, und Kopriwa, der Kreisvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AWO), sind zur Verwirklichung eine Kooperation eingegangen. "Wir können damit ab September Eltern ein umfangreiches Angebot machen, deren Kinder behindert sind oder entwicklungsverzögert, beziehungsweise von Behinderung bedroht", sagen beide Verantwortliche.
Die AWO plant in dem Gebäude eine Kindergarten- und eine Krippengruppe. Das sei ein aktiver Beitrag zur Inklusion, ist sich OB Neudert sicher, "dass dieses Konzept für alle Beteiligten ein Gewinn ist". Im ersten Stock sollen Tür an Tür eine Gruppe der schulvorbereitenden Einrichtung (SVE) der Lebenshilfe und eine AWO-Kindergartengruppe nebeneinander arbeiten. "Jede Gruppe wird nach ihren Förderplänen arbeiten, aber es gibt gemeinsame Begegnungen bei Sport und Bewegung oder im musischen Bereich", erklärt Manfred Steger, stellvertretender Lebenshilfe-Geschäftsführer. Er ist für das Projekt in Donauwörth verantwortlich.
Auch in den Bereichen Musik, Natur, Vorschule und Gesundheit werden es bei Themennachmittagen Berührungspunkte geben. Steger sagt: "So können die Kinder miteinander und voneinander lernen."
Kein vergleichbares Projekt im Freistaat. Eine integrative Krippengruppe soll im Erdgeschoss beheimatet sein - und, so Kopriwa, "auch Integrationsplätze schaffen". Dazu wird die AWO eine eigene heilpädagogische Fachkraft einsetzen. Es sollen Kinder mit Behinderung einen Kinderplatz erhalten, den es so im Landkreis noch nicht gibt - "aber der Bedarf ist nachgewiesen". Die Frühförderung im zweiten Obergeschoss soll von der Geburt bis zur Einschulung ein interdisziplinäres Angebot von Pädagogen, Psychologen, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Logopäden sein, die den Förderbedarf genau nach den Anforderungen des Kindes ausrichten. Wir werden mit der Frühförderstelle von Bäumenheim nach Donauwörth umziehen, um im "Lebenshilfe-Haus" Synergieeffekte zu erzielen.
So hätten die Kinder der Kindergarten- und Krippengruppe die Möglichkeit, einen Stock höher die "passgenaue" Förderung zu bekommen, "ohne dass dies für die Eltern ein vermehrter Aufwand bedeutet". Außerdem könne das Team der Frühförderung den Fachdienst für die AWO-Integrationsplätze übernehmen und mit den entsprechenden Fachkräften eng zusammenarbeiten", erklärte Steger OB Neudert bei der Vorstellung des Projektes. Dies sei ein Integrationsfachdienst, den die Lebenshilfe für alle Kindertagesstätten im südlichen Landkreis anbieten werde.
Neudert war von dem Inklusionsgedanken sichtlich angetan. Schwabenweit sind Projekte und Kooperation wohl einzigartig "und wohl auch in ganz Bayern sind keine vergleichbaren Einrichtungen bekannt". Doch ehe im Herbst der Startschuss für das ziemlich einmalige Projekt fallen soll, sind in dem Gebäude noch einige Umbaumaßnahmen notwendig. Diese sollen ab sofort beginnen.
Wissenswert: Im Lebenshilfe-Haus in Donauwörth sind vorgesehen: eine integrative AWO-Krippengruppe im Erdgeschoss, eine interdisziplinäre Frühförderstelle der Lebenshilfe im zweiten Obergeschoss, eine Lebenshilfe-Beratungsstelle im Erdgeschoss, eine Lebenshilfe-Gruppe der schulvorbereitenden Einrichtung im Obergeschoss, eine AWO-Kindergartengruppe im ersten Obergeschoss. Ergänzt werden soll das Angebot mit Beratungsstunden für Eltern, Angehörige und Betreuer, um für die Klienten das bestmögliche Angebot zusammen zu stellen und Kostenträger für die Förderung zu finden. Die Beratungsangebote sollen das gesamte Lebenshilfe-Spektrum abdecken: also von der Frühförderung über schulvorbereitende Einrichtung, Schule und Arbeiten bis hin zu Wohnen - sowie das gesamte Dienstleistungs-Repertoire im Rahmen der offenen Angebote. Vermieter des Hauses ist Raimund Brechenmacher. Er koordiniert die notwendigen Umbaumaßnahmen. Bis zum Beginn des neuen Schuljahres soll alles fertig sein. (bih)